(teils Reisetipps, teils Dauercamper-Rant)
An die Mecklenburgische Seenplatte sollte es gehen, bloß das genaue Ziel war lange unklar. An welchen der fünf Fantastillionen Seen? Wo campt es sich schön? Und wo kommt man leicht an gescheite Lebensmittel?
Weil für die ersten Urlaubstage Regen angesagt ist, quartieren wir uns erst mal in Neustrelitz in einer slube ein – einer Schlafröhre. Die hat etwa zweieinhalb Meter Durchmesser, im Erdgeschoss Aufenthaltsbereich und Bad, darüber ein Doppelbett. Das mag beengt klingen, ist aber im Vergleich zu den darauffolgenden Tagen im Zelt ein geradezu luxuriöses Platzangebot. Ein wunderbares Mini-Nest – würde ich sofort wieder nehmen. Auch sonst erfreut Neustrelitz: im QuerBeet gibt es bodenständige, bio-regional-saisonale Küche, im Anna und Otto wunderbares Frühstück. Auch der Tiergarten – man mag davon halten, was man will – ist ein großer Spaß. Teils darf man durch eine Schleuse in die Gehege der Tiere – genauer gesagt in einen „öffentlichen“ Bereich des Geheges. Dort kann man sich mit einer ganzen Herde Ziegen balgen, die einem Futter aus der Hand schlabbern wollen.
Schließlich stolpern wir am Abend vor der Weiterreise noch in die Basiskulturfabrik, kurz vor Beginn des Abendfilms. Ein nettes Kulturzentrum, auch mit Unterkünften – da hätten wir es sicher auch schön gehabt. Ach ja: Bioladen gibt’s auch.
Für die übrigen Tage haben wir uns den FKK-Campingplatz am Rätzsee ausgeschaut. Das lässt sich erst mal gut an: freundlicher Empfang, Sanitärhaus blitzsauber (und erst im vergangenen Dezember eingeweiht), und Nacktsein wird nur am Badesteg erwartet. Von dieser FKK-Nummer merken wir letztlich nicht viel, dafür ist es schlicht zu kalt. Ein paar Hartgesottene begegnen einem manchmal, wirken aber auch merkwürdig deplatziert bei den herbstlichen Temperaturen.
In den ersten Tagen haben wir es schön: machen Ausflüge mit Fahrrad oder Kajak und genießen die üppig-grüne Landschaft. Noch ein „Vorteil“ dieses Campingplatzes: Handyempfang ist kaum möglich. Erzwungene Offlinezeit.
Am vorletzten Tag machen wir einen kurzen Ausflug zum Biber-Ferienhof, um die Lebensmittelvorräte aufzustocken. Da habe ich meinen ersten Unmuts-Moment: warum campieren wir nicht hier? Klar, der Platz ist ziemlich hip durchgestylt, aber es gibt Bio-Gemüse vom eigenen Hof, einen erstklassig sortierten Hofladen, abends Freiluftkino, Kompostklos, Schäferwägen zum Übernachten… supernice.
Zurück auf „unserem“ Campingplatz sinkt dann weiter die Stimmung: den Rest des Nachmittags regnet es meist, wir verbringen viel Zeit im Zelt und trocknen mühsam mit den zwischendurch hervorblitzenden Sonnenstrahlen Klamotten. Den lebhaften Erzählungen der schwerhörigen Dauercamper-Paare von nebenan kann man kaum entgehen, und dass sie immer mit dem Auto bis vors Zelt fahren müssen, nervt auch. Note to myself fürs kommende Jahr: nach autofreien Campingplätzen oder explizit Zeltplätzen Ausschau halten.
Abends um acht dann ins Zelt, der Wetterbericht notiert zehn Grad für die Nacht, man wünscht sich eine Wollmütze herbei (im August!), und das einzig mögliche Programm für den Rest des Abends besteht darin, sich eng in den Schlafsack zu wickeln und auf frühen Schlaf zu hoffen. Apropos Zelt: meine Camping-Gadget-Entdeckung des Jahres sind Isomatten-Kopplungsgurte – wenige Gramm schwer und verhindern zuverlässig, dass zwischen den Isomatten eine Besucherritze entsteht. Großartig!
Weil die Prognose für die kommenden Tage nicht besser aussieht, lassen wir die FKK-Ambitionen ziehen und quartieren uns für die letzte Nacht in einer Pension ein. Auf dem Weg besuchen wir den sagenhaft klaren Märchensee (auch Peetschsee) – für M. Kindheitserinnerung an Urlaube mit den Eltern.
In Mirow akklimatisieren wir uns allmählich wieder ans Kleinstadtleben (und die Verfügbarkeit von diesem Internet) und radeln tags darauf bei schönstem Sonnenschein die 30 Kilometer nach Fürstenberg/Havel – nicht ohne auf dem Weg noch mal einen Badestopp einzulegen.
Dieser „Rückreisetag“, der sich noch mal nach vollwertigem Urlaubstag anfühlt, entschädigt für vieles und ist ein wunderbarer Abschluss für die Woche. Von dort sind’s drei Stunden mit dem Zug nach Hause – mehr Abstand braucht’s für mich halt irgendwie nicht.