Subversiver Veganismus

Ist da jetzt Schnitzel im Burger? Oder handelt es sich doch um Schnitzel*, „Schnitzel“ oder Shnitzel? Das Burger-Restaurant Swing Kitchen wirft Fragen auf.

Auf der Suche nach einem schnellen Imbiss landen wir in Berlin bei „Swing Kitchen“. Burger und Wraps, das klingt nach der richtigen Stärkung auf dem Weg zum Konzert von Sigur Rós.

Noch beim Bestellen freue ich mich, dass an oberster Stelle der Karte ein Burger mit Sojapatty steht – meist bekommen die veganen Alternativen ja keinen so prominenten Platz. Weiter unten auf der Karte erscheinen dann auch einzelne Burger mit Schnitzel und Bacon. Aber ich habe heute keine Fleischgelüste – und so zaubert mir der leckere „Swing Burger“ wenige Minuten später ein breites, zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

Beim Essen streift der Blick noch mal die Karte und wir wundern uns: warum sind ausgerechnet die Burger, in denen ein Schnitzel liegt, mit veganem Käse belegt? Ist mein Burger nun eigentlich vegan? Das Wort taucht auf der Karte über dem Tresen gar nicht auf. Stattdessen steht da klein im Eck „Wir lassen die Sau raus“ – was soll das heißen? Schnitzel von freilaufenden, glücklichen Schweinen? Oder ist hier etwa alles vegan? Aber dann dürften die doch nicht Schnitzel schreiben! Genauso wenig wie Hersteller von Hafermilch Hafermilch auf ihre Flaschen schreiben dürfen – Milch darf man nun mal nur zu Flüssigkeiten sagen, die aus Tieren rauskommen.

Beim Abschied fragen wir dann doch noch flugs über’n Tresen: „Sagt mal, ist hier etwa alles vegan?“ Pssst… ja, so ist es. Das groß ans Schaufenster zu schreiben befand hier niemand für nötig, das gefällt mir. Klimafreundliches Essen ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wenn es keine besondere Erwähnung mehr wert ist. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht irgendein humorloser Fleischindustrie-Fachverband auf die Barrikaden geht, um Worte wie Schnitzel oder Bacon für sich allein zu reklamieren. Wäre echt schade drum.